Wir sind es immer
noch gewohnt, das Bild von der Welt zu bändigen. Seit der Renaissance
hält der Raum um uns herum – den wir „Realität“
nennen – Einzug auf Leinwände, Papier oder Bildschirme,
stets mit dem Anspruch, ein Spiegel von dem zu sein, was sich da gerade
vor unseren Augen befindet. Die Entwicklung der Perspektive als eine
Strategie der Repräsentation ermöglichte den Übergang
vom psycho-physiologischen Raum zu einem anderen mathematischen Raum,
der sich ausbreitet wie eine Kunst, die unsere Wahrnehmung täuschen
kann und eine neue Realität webt, welche bislang versuchte ihre
Maschen zu verbergen.
Der Konstruktionsprozess dieser einzigartigen Repräsentation
vollführt sich durch die Neugestaltung von Landschaften, die
wir durch Fenster sehen, durch die Verstrickung verschiedener alphabetischer
und numerischer Schriftzeichen aus dem ASCII-Code. In „Space
translations“ maskiert das Bild sein Abbild, indem es sich zum
einen dasselbe Gesicht aufsetzt, zum anderen aber auch die elastischen
Schnüre zeigt, die die Maske zusammenhalten. Der Zauber des Bildes
wird lebhaft, gleichzeitig erzählt es uns, was der Trick bei
der Sache ist. Das Gespenst von der Realität ist immer noch da,
das Bild informiert uns weiterhin über die Landschaft, die wir
durch das Fenster sehen, aber das Ergebnis ist nicht mehr allein das
Bild als Produkt, sondern dessen Prozess.
In diesem dem Vorgang des quasi Abpausens operiert jedes DIN-A4-Blatt,
das Teil der Installation ist, wie ein Puzzlestück, indem es
uns nicht nur die Realität zeigt, sondern ebenso das Streben
der Sprache der Wirklichkeit zu entsprechen, diese abzubilden. Der
ASCII-Code wird hier nicht gelesen, es verwandelt sich in ein Bild,
jedoch wirkt es wie ein Spektraldiagramm und ist nicht mehr Spiegel
– so zeugt es davon, dass jede Repräsentation letzten Endes
eine Übersetzung ist.
Text: Valentina Montero
Übersetzung: Cano Turan